4 Milliarden Franken verloren


    Die Stimme der KMU und der Wirtschaft


    (Bild: zVg) Henrique Schneider

    Der AHV-Fonds, heute compenswiss genannt, verlor im letzten Jahr um die vier Milliarden Franken. Das Problem fängt dort an, wo Leute sich dafür einsetzen, dass er noch mehr verliert.

    Vom Anfang an: Die AHV ist eine Versicherung, die sich im Umlageverfahren finanziert. Das heisst, Leute, die heute Arbeiten, bezahlen für Leute, die heute eine Rente beziehen. Die Beiträge der Einzahler werden auf die auszuzahlenden Renten umgelegt. Doch weil – noch – mehr Geld einbezahlt als bezogen wird, gibt es einen Überschuss. Dieses muss angelegt werden.

    Mit dem überschüssigen Geld wird ein Fonds gebildet, der von einer professionellen Organisation, der compenswiss, nach kaufmännischen Kriterien angelegt wird. Es gibt drei Kriterien.

    Risikoangepasste Rendite
    Der Fonds muss die Liquidität des AHV-Systems gewährleisten. Wenn man also zusätzliches Geld braucht, um Rentenverpflichtungen zu bezahlen, nimmt man es aus dem Fonds. Dann muss der Fonds generell das Geld sicher anlegen. Aus dem Grund kann daraus zum Beispiel nicht Start-ups finanziert werden oder alles Geld in Kryptowährungen angelegt werden. Aber, und das ist das dritte Prinzip, der Fonds muss auch eine risikoangepasste Rendite herausholen.

    Lange hat man sogar vom «dritten Beitragszahler» gesprochen: Neben den Lohnbestandteilen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer würde der Fonds so viel Rendite herausholen, wie eine zusätzliche einzahlende Person. Das ist auch richtig, denn es handelt sich ja um das Vermögen der Versicherten. Wenn man sie schon verpflichtet, Teil des Lohns abzugeben, muss man das Geld mit Respekt behandeln.

    Richtige Strategie
    Aus diesen drei Kriterien entwickeln die Verantwortungsträger im Fonds eine Anlagestrategie. Sie überlegen sich, mit welchen Verpflichtungen zu rechnen sind, welche Risiken das Vermögen eingehen kann und wie diese Risiken zu diversifizieren sind. Das bedeutet: Welche Anlageklassen wählt man und wie viel vom Geld wird in welche solche Klasse gestellt.

    Dabei gilt allgemein, dass eine höhere Rendite mit höheren Risiken verbunden ist. Das sollte genauso wenig abschrecken, wie die grossen Anlageverluste, die zwischendurch von risikoreichen Strategien gemacht werden. In der langen Frist zahlt sich das höhere Risiko fast immer aus.

    Vorsicht verliert
    Zum Beispiel: Wenn eine Million Franken sogenannt vorsichtig angelegt wird – zum Beispiel mit viel Staatsschulden und wenigen Aktien –, kann eine Rendite von vielleicht 2 Prozent pro Jahr herausgeholt werden. Nach zehn Jahren hat man dann etwa 1,22 Millionen.
    Legt man die gleiche Million mit mehr Risiko an, kann man 5 Prozent im Jahr vorwärts machen. Mehr Risiko bedeutet, einen höheren Anteil Aktien und Immobilien in der Anlagestrategie vorzusehen. In diesem Fall hat man schon nach dem fünften Jahr 1,27 Millionen Franken. Wenn man zwischenzeitliche Buchverluste von 10 Prozent hat, steht man im zehnten Jahr mit 1,45 Millionen dar. Selbst wenn man zwischendurch 20 Prozent des Anlagewerts verliert, ist man am Ende bei 1,29 Millionen.

    Risiko ja – Verschwendung nein
    Wer das Geld der Versicherten etwas risikoreicher anlegt, holt mehr heraus. Diese Erkenntnis gehört ganz fundamental zu den kaufmännischen Prinzipien. Deshalb ist es auch kein Problem, wenn es zwischendurch Verluste gibt. Wichtig ist, dass man diese wieder mit Rendite einfangen kann.

    Das echte Problem entsteht, wenn Ideologen Ideologie-basierte Anlagen verlangen. Zum Beispiel jault die Linke nach ökologischen Investitionen. Das widerspricht dem Renditeprinzip, ist teurer und erhöht sogar das Risiko, weil es die Investitionsuniversum einschränkt. Ökologische und andere Ideologien-getriebene «Investitionen» sind in Wirklichkeit Verschwendung. AHV-Fonds sind nicht immun.

    Leider konnte der AHV-Fonds nicht dem Druck der Linke widerstehen. Er liess sich dazu drängen, solche Öko-Investitionen zu machen. Damit hat er sich höhere Verwaltungskosten aufgebürdet und Rendite verloren. Das echte Problem sind also nicht die Buchverluste einer kaufmännisch-rationalen Anlagestrategie, sondern die zusätzlichen Verluste einer irrationalen Ideologisierung des Anlageprozesses.
    Was ist zu tun? Erstens, der AHV Zeit zu geben, sich von den Verlusten zu erholen. Zweitens, schwache Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder zu ersetzen.


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    Zur Person:
    Henrique Schneider ist Verleger der Umwelt Zeitung. Der ausgebildete Ökonom befasst sich mit Umwelt und Energie aber auch mit Wirtschafts- und internationaler Politik.

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