Nachhaltig am Puls der Zeit

    Die Früchte- und Gemüsebranche ist gut aufgestellt. Sie sieht den gesellschaftlichen Wandel, nachhaltige Produktion und ressourcenschonenden Umgang mit dem Kulturland als Chance und positioniert sich mit viel Innovationsgeist in einem hart umkämpften Markt.

    (Bild: zVg) Martin Farner, Präsident swiss­cofel: «Gesunde Ernährung bekommt immer mehr Gewicht. Für unsere Branche ist dies eine grosse Chance, die wir packen müssen!»

    Frische Früchte und Gemüse sind voll im Trend. Steigend ist auch die Nachfrage nach Bio-, IP- und anderen Nachhaltigkeits- und Regional-Labeln. Entsprechend hoch sind die Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten. Dies, wie auch die Nachhaltigkeit, seien zwar eine Herausforderung, aber sie müssten aktiv angegangen und erfüllt werden, so Martin Farner, Präsident swiss­cofel, dem Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels.

    «Nur so können die Marktanteile für inländische Produkte gehalten oder sogar noch weiter ausgebaut werden. Dies haben übrigens auch die Lieferanten im Ausland gemerkt; darum dürfen wir hier keinesfalls ins Hintertreffen geraten.»

    Produktion und Handel begegnen Hand in Hand den Ansprüchen der Schweizer Gesellschaft in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz. Dabei sind die Schweizer Früchte- und Gemüse-Produzenten äusserst innovativ und verantwortungsbewusst unterwegs. Der Verband ist gut vernetzt mit anderen Verbänden, Organisationen und Behörden.

    Wichtig ist für die Branche eine praxisnahe Importregelung. Denn nicht nur die Landwirte, auch die nachgelagerten Stufen der Früchte-, Gemüse und Kartoffelbranche werden in Zukunft auf einen gewissen Grenzschutz angewiesen sein. Dazu Farner: «Die politisch gewollten Unterschiede bei den Strukturen und auch bei den Arbeitskosten zwischen der Schweiz und dem Ausland sind zu gross, als dass man sie allein mit Effizienzsteigerungen wettmachen könnte. Wir befürworten darum einen gewissen Grenzschutz, sofern er stets eine ausreichende Marktversorgung mittels Importen zulässt und keinen rein protektionistischen Zweck erfüllt.»

    (Bild: pixabay) Nahe am Markt: Die Früchte- und Gemüsebranche stellt sich den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Ansprüchen an die Land- und Lebensmittelwirtschaft.

    Gewinner und Verlierer in der Krise
    Eine grosse Herausforderung für die Branche ist die Corona-Krise. Während den beiden Lockdowns gab es im Früchte- und Gemüsehandel sowohl Gewinner als auch Verlierer. So brachen beispielsweise die Umsätze der Gastrolieferanten und auch der Pommes-Frites Hersteller grösstenteils ein, während sich der Privatkonsum steigerte und damit auch die Nachfrage nach Früchten, Gemüse und Kartoffeln im Detailhandel. «Erfreulich war, dass der Detailhandel vorübergehend auch Früchte und Gemüse mit besonderen Qualitäten ins Sortiment aufnahm, die sonst der Gastronomie vorbehalten sind», sagt Farner.

    Die Massnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden hatten zum Teil erhebliche Investitionen zur Folge und auch Auswirkungen auf die internen und externen Abläufe. «Etliche Betriebe mussten die Zahl der gleichzeitig tätigen Mitarbeitenden deutlich reduzieren, damit sie die Sicherheitsvorgaben einhalten konnten», erklärt Farner. «Um die Marktversorgung dennoch zu gewährleisten, wurde in vielen Betrieben an 7 Tagen in der Woche und in 3 bis 4 Schichten gearbeitet.»

    Die Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Logistik, sowohl im Inland als auch im grenzüberschreitenden Verkehr. Der Verband setzte sich dafür ein, dass für den Transport von verderblichen Lebensmitteln an den Grenzen eine bevorzugte Abwicklung der Formalitäten erfolgen kann. Zudem wurde in enger Zusammenarbeit mit den Schweizer Behörden erreicht, dass Transporte von lebensnotwendigen und verderblichen Gütern Vorfahrt hatten.

    «Früchte- und Gemüsehändler sind Frühaufsteher»
    Zu den Herausforderungen in der Branche gehören der nachhaltige Anbau und umweltschonende Prozesse auf allen Stufen der Früchte-, Gemüse- und Kartoffelbranche. Gleichzeitig wird auch die Digitalisierung im Anbau, in der Verarbeitung und im Handel sehr schnell vorangehen. «Das wird uns nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf die Aus- und Weiterbildung stark fordern und die vertikale Zusammenarbeit über alle Stakeholder hinweg stärken», weiss Farner. Er ist überzeugt, dass die gesunde Ernährung künftig noch mehr Gewicht erhalten wird. «Das ist eine grosse Chance für unsere Branche. Wir müssen und werden alles daransetzen, die Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten zu erfüllen», betont Farner. «Das wird nicht immer von heute auf morgen möglich sein, aber unsere Branche wird in grossen Schritten vorwärtsgehen. Die Früchte- und Gemüsehändler sind Frühaufsteher. Wir warten nicht auf morgen – wir gestalten unsere Zukunft selbst.»

    Corinne Remund


    Pionierin für nachhaltige Standards und Labels

    Produktion und Handel ziehen am selben Strick: Ein Grund, weshalb die Branche so innovativ unterwegs ist.

    In der Schweizer Früchte- und Gemüsebranche weht seit Jahrzehnten ein grosser Innovationsgeist. So ist swisscofel Pionierin für diverse nachhaltige Standards und Labels und auch aktive Wegbegleiterin der Bio-Branche. Die Schweizer Früchte- und Gemüseproduzenten waren vor mehr als 25 Jahren die Erfinder der integrierten Produktion und haben schon sehr früh auf umweltschonende Anbaumethoden gesetzt. Ein grosser Fortschritt war auch die Einführung des SwissGAP-Standards mit dem die gesamte Wertschöpfungskette zusammen eine «gute Agrar- und Handelspraxis» definiert hat. Weltweit einmalig ist bei SwissGAP, dass der Handel die Durchführung und die Laborkosten für die Rückstandskontrollen auf sich nimmt.

    Noch nachhaltiger werden
    Die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten haben grosses Vertrauen in die Produkte der Branche. Doch die Herausforderungen und die gesellschaftlichen Erwartungen in den Bereichen Pflanzen- und Klimaschutz sind enorm. «Wir dürfen nicht stehenbleiben. Denn jeder und jede hat ein Interesse, dass der Anbau, die Verarbeitung, der Handel und auch der Konsum in Zukunft noch nachhaltiger werden», betont Martin Farner, Präsident swisscofel. Damit ist die Branche am Puls der Zeit. «Es besteht eine grosse Dynamik in der Branche.» Kritische Pflanzenschutzmittel wurden – auch im konventionellen Anbau – bereits zur Hälfte durch biologische ersetzt. Flugtransporte konnten dank neuen Container-Technologien zu grossen Teilen auf Schiffe verlagert werden. Wegwerfgebinde wurden durch zusammenklappbare Mehrwegkisten mit geschlossenen Kreisläufen ersetzt.

    Vermeidung von Foodwaste
    «Die Beheizung von Gewächshäusern wird in zehn Jahren ohne fossile Brennstoffe erfolgen, LKW’s auf Kurz- und Mittelstrecken werden mit Elektro- oder Wasserstoffmotoren unterwegs sein, für längere Strecken kommt für Paletten Cargo-Sous-Terrain, Einwegverpackungen werden durch Mehrweg-Lösungen ersetzt und synthetische Verpackungen durch recyclebare oder biologisch abbaubare», prognostiziert Farner. Unkräuter werden durch Roboter mit Elektroimpulsen gejätet, UV-Lichtquellen werden die Pflanzen vor Pilzbefall schützen, Verticalfarming-Anlagen bringen die Gemüseproduktion mitten in die Konsumzentren und Hofdünger werden so weiterverarbeitet, dass sie keine unerwünschten Immissionen mehr verursachen. Zur Vermeidung von Foodwaste hat swisscofel zusammen mit der FIAL einen Leitfaden für Lebensmittel-Spenden erarbeitet und die meisten unverkauften Produkte werden gemeinnützigen Organisationen angeboten.

    CR


    DAS MACHT SWISSCOFEL

    Wichtige Schnittstelle zwischen Handel und Produzenten

    Swisscofel – der Verband des Schweizer Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels – wurde Ende 1999 durch 46 Handelsunternehmen gegründet. Heute zählt der Verband 170 Mitgliedfirmen die zusammen rund 85 Prozent des gesamten Früchte- und Gemüsehandels in der Schweiz abdecken. Mitglieder sind gewerbliche Handels- und Verarbeitungsfirmen, Grosshändler, Importeure, Detailhandelsunternehmen, landwirtschaftliche Genossenschaften. Zunehmend stossen auch landwirtschaftliche Produzenten dazu, die den Verkauf ihrer Produkte in die eigenen Hände genommen haben. Als eine der Hauptaufgaben setzt sich der Verband für gute Rahmenbedingungen für seine Mitglieder ein. Dazu gehören auch wichtige Informationen zur aktuellen Ernte-, Markt-, Vorrats- und Preissituation sowie die Vermittlung von Know-how. Im Zentrum steht weiter die Importregelung. Dabei nimmt der Verband eine wichtige Rolle als Schnittstelle zwischen dem Detail- und Grosshandel, den Importeuren und Produzenten und den Behörden ein. Dies beinhaltet die Regulierung bei einer Unterversorgung des Marktes – oftmals eine Herausforderung. Der Verband behandelt jährlich rund 900 Importanträge. Wobei die Branche in 99,9 Prozent der Fälle einstimmige Importanträge an die Behörden einreichen kann. Swisscofel bietet auch ein breites Aus- und Weiterbildungsprogramm an – vermehrt auch digital. Die swisscofel-Mitglieder generieren mit Früchten, Gemüse, Kartoffeln und Convenience einen jährlichen Umsatz von 5 Milliarden Franken. Etwa die Hälfte der Produkte werden importiert.

    CR

    www.swisscofel.ch

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